DIE ÖRTZE

von Peter Abitz


 

Lieber Naturfreund, lieber Angler,

 

es freut mich sehr, dass die ASG Müden/Örtze e.V. Ihr Interesse geweckt hat. Darum möchte ich mich gerne kurz bei Ihnen vorstellen.

Mein Name ist "Örtze", ich bin ein sauberes und interessantes Fließgewässer und die ASG Müden e.V. hat ca. 3,4 km von mir gepachtet.


Mein Geburtsort, oder wie man bei einem Fluss sagt, meine Quelle, liegt auf dem Truppenübungsplatz Munster Nord.
Von hier aus schlängele ich mich, stets größer werdend, durch eine wunderschöne abwechslungsreiche Landschaft. Meine Wassertiefe schwankt zwischen 0,50 und 2 m und ich bin im Pachtabschnitt der ASG Müden e.V. im Schnitt ca. 6 m breit.

 

An meinen Ufern wachsen vorzugsweise Schwarzerlen, Weiden, diverse Laubgehölze und Büsche, aber auch Kiefern und Fichten. Sie sorgen dafür, dass mir im Sommer nicht zu warm wird. Unterbrochen wird dieser Bewuchs von saftigen Wiesen.

Schöne Heideorte sind wie Perlen auf einer Kette aufgereiht und meine Begleiter seit vielen hundert Jahren. Die schönste Perle der Heide ist natürlich unser Ort Müden/Ö. mit seiner Umgebung, in der ich mich quicklebendig und wohl fühle. In diesem schönen Heideort mündet übrigens nördlich von Müden/Ö. der Landwehrbach und zentral im Ort auch die Wietze in mein Flussbett. Dann setzen wir unseren Weg unter meinem Namen gemeinsam fort. Übrigens, der Ortsname Müden ist aus dieser Flussverbindung "Wietze/Örtze" entstanden und ist aus dem altdeutschen "Mündung" hergeleitet. Und jeder Anfang hat auch ein Ende. Meine Flussreise, bzw. meine Mündung in die Aller, habe ich nach ca. 62 km nördlich von Winsen/Aller erreicht. Wehre und andere Staueinrichtungen wurden in den letzten Jahren teilweise zurückgebaut oder aber durch Umgehungskanäle oder Fischaufstiegseinrichtungen neutralisiert. In Wolthausen besteht noch ein Querverbau, der es meinen Wanderfischfreunden, Lachs, Meerforelle und vielen anderen Bewohnern schwer macht, diese Sperrmauer zu überwinden. Erst bei Hochwasser ist ein Aufstieg der Wanderfische eingeschränkt möglich, aber mein Verein und viele andere Naturfreunde arbeiten unermüdlich an einer guten Lösung.

Außerdem wurden und werden regelmäßig von engagierten Anglern Kies-und Laichbänke gepflegt und angelegt. Im Übrigen wird mir schon seit langer Zeit eine gute Wasserqualität bescheinigt.

Warum erzähle ich Ihnen das alles?


Nun, alles das, was Sie bis jetzt über mich erfahren haben, sind die besten Voraussetzungen für eine reiche Wasserflora und Fauna.
Ich bin die Heimat vieler Fischarten. Besonders die Fliegenfischer werden begeistert sein von der großen Anzahl an Bachforellen und Äschen. Aber auch Quappen, Gründlinge, Bachneunaugen, Bitterlinge, Hechte und Barsche tummeln sich in meinem klaren sauerstoffreichen Wasser.
In unterschiedlich großen Populationen sind Aal, Elritze, Mühlkoppe, Rotfeder und Rotauge vertreten.
Leider hat sich aber auch der amerikanische Flusskrebs "Signalkrebs" in mir breit gemacht. Er hat die Krebspest eingeschleppt, die unseren heimischen Edelkrebs nahezu ausgerottet haben. Er selbst ist dagegen immun.


Im Jahr 2006 hat die ASG Müden/Örtze e.V. mit Unterstützung und in Zusammenarbeit mit der AOLG auch wieder die ersten Lachsbesatzmaßnahmen gestartet. Des Weiteren folgten seitdem regelmäßig auch Besatzmaßnahmen mit Meerforellen. Erste Rückkehrer wurden bereits bei Kontrollbefischungen gefangen und bestätigt. Ich freue mich schon, wenn der Lachs „als Brotfisch“, wie er früher wegen seiner Häufigkeit in der Laich- und Aufstiegszeit genannt wurde, bald wieder mein ständiger Bewohner wird. Der letzte Lachs wurde nach alten Aufzeichnungen 1909 gefangen. Gerne freue ich mich auch über die Meerforelle als neuen und alten Bewohner.

 

Wer als Angler an meinem Ufer nach „Beute“ Ausschau hält, trifft oft auch auf Gleichgesinnte. Neben dem Grau-und Silberreiher gehen auch Nutria und Fischotter ihren Geschäften nach. Auch der selten gewordene Biber hat mich als Heimat wiederentdeckt. Seine Anwesenheit ist vielerorts nicht zu übersehen.


Es gibt noch so viel über mich und meine nähere Umgebung zu erzählen. Besser aber, Sie entdecken mich selbst bei einer Wanderung an meinen Ufern oder dem gut ausgebauten Wanderpfad "Heidschnuckenweg".


Ich freue mich darauf, Sie an meinen Ufern begrüßen zu dürfen.